Was wäre eine Karte ohne Beschriftung? Vermutlich nicht nur eine sog. „Stumme Karte“ sondern eine Karte ohne praktischen Nutzen. Namen von Orten helfen uns bei der Orientierung und beim Kommunizieren. Wer will schon im Alltrag mit Koordinaten hantieren? Die Wahl der Schriftart prägt wesentlich das Gesamtbild einer Karte. Nur welche Schriftarte sollte man am besten für eine Karte verwenden? Und wie setzt man Schrift ein?

Konvention für den Einsatz von Kartenschrift

Für die Beschriftung von Objekten in Karten gibt es mehr oder wenig fest Regeln. Manche davon sind relativ „weich“, andere verbindlich. Natürlich spielt hier unsere kulturelle Erfahrung eine nicht unwesentliche Rolle. Karten in Deutschland sehen anders aus als in Polen oder den USA. Insofern sollte man das bei der Gestaltung immer mit in Hinterkopf behalten woher der Kartennutzer kommt.

Farbe

Granz grob kann man davon ausgehen, dass man nur drei Farben für die Kartenschrift einsetzen sollte: Die Gewässer sollten in der Gewässerfarbe beschriftet also Blau sein. Falls vorhanden, sind bei einer Reliefdarstellung die Höhenlinien mittels der Höhenlinienfarbe zu beschriften. Meistens kommt ihr ein Braunton zum Einsatz, aber auch Grau ist mir schon begegnet und kann gut zur Schummerung in Grautönen passen. Für alle weiteren Objekte verwendet man klassisch Schwarz. Oftmals werden bei Webkarten auch dunkle Grautöne eingesetzt. Das kann harmonischer wirken, macht aber zum Teil die Schrift schwieriger lesbar.

Schriftschnitt

Mittels verschiedner Schriftschnitte kann man neben der Schriftgröße (bzw. Schriftgrad) eine visuelle Hierachie der beschrifteten Objekte aufbauen. Je fetter die Schrift, desto wichtiger ist das Objekt. Es nimmt mehr Platz weg und springt gleichfalls mehr ins Auge. Gerade bei großen Schriftgraden bietet es sich eher an die „fette“ Schriftvariante zu wählen, bei kleineren Schriftgraden sollte man für eine bessere Lesbarkeit auf die schmalen Schriftschnitte zurückgreifen.

Kursive Schrift wird allgemein für Gewässer verwendet. In gewisser Hinsicht mag das eine unnötige Verdeutlichung sein, da ja bereits mittels Farbe die Verknüpfung zum Gewässerobjekt vorgenommen wird. Früher war es üblich mittels der Neigungsrichtung der Kursivschrift die Fließrichtung des Gewässers anzugeben, heute verwendet man dafür einen Pfeil. Interessanter Weise kam dabei auch nach Links geneigte Varianten einer kursiven Schrift zustanden.

Schriftgrad

Die Schrift sollte so klein wie möglich und so groß wie nötig sein. Zum einen soll die Schrift immer möglichst gut lesbar sein (also groß), aber gleichzeitig nicht nicht das Kartenbild stören (also klein). Diesen Gegensatz muss man jeweils für jede Karte und deren Anwendungsfall auflösen.

Anforderungen an eine Kartenschrift

Was macht eine gute Kartenschrift aus? Ganz pragmatisch muss die Schriftart erstmal alle Zeichen enthalten, die in den Namen vorkommen. Besonders wenn in den Namen Buchstaben oder Zeichen vorkommen, die für einen nicht alltäglich sind, erlebt man schnell Überraschungen. Des Weiteren sollte es einen serifenlose Schrift sein, die sehr „leicht“ daherkommt oder einen schmalen „light“ Schnitt hat. Serifenschriften in Karten sind unüblich geworden und sollte man nur einsetzen, wenn die Karte älter bzw. historisch wirken soll. Schnörkel- oder Schreibschrift sollte in der Regel nicht eingesetzt werden.

Beispiele für Kartenschriften

Es folgen nun einige Beispiel für Schriftarten die in Karten verwendet werden oder die ich persönlich verwende. Allgemein ist es üblich innerhalb einer Karte nur eine Schriftart zu wenden!

Klassische Schriften

Blätter man in älterer Literatur von Imhof dann werden einem Schriften wie „Römische“ oder „Venus“ empfholen. Eine passende moderne Variante habe ich nicht parat. Relativ alt ist die in Schweizer Karten verwendete „Kursivschrift“, diese kann man Linotype erwerben. Inzwischen nimt man auch in der Schweiz davon abschied und hat sich für eine seriefenlose Schrift entschieden.

Moderne Schriften

Gedruckte Karten

Die aktuellen Topographischen Karten der Schweiz nutzen die Schriftart Frutiger. In Deutschland setzt man auf Univers in den offizellen Karten. Wer einen kostenlosen Ersatz sucht, der mehr Zeichen enthält, kann auf OpenSans ausweichen. Diesen Weg ist ebenfalls die TU Dresden als mein Arbeitgeber gegangen. Relativ bekannt ist noch die Droid Sans als Schriftart für ÖPNV-Übersichten und Karten. Unter anderem die Berliner Verkehrsbetriebe und die offizellen Berliner Orientierungskarten setzen auf diese Schrift.

Beispielkarte mit OpenSans als Schriftart.

Beispielkarte mit OpenSans als Schriftart.

Selbst nutze ich gerne die Gill Sans, welchle als Hausschrift der BBC eine gewisse Bekanntheit hat oder die Classico (teilweise URW Classico) – mit ein bisschen Geduld findet man hier kostenlose Schriften. Für Publikationen mit LaTeX nutze ich meist die CMU Sans Serif.

Beispielkarte mit Classico als Schriftart.

Beispielkarte mit Classico als Schriftart.

Zu erwähnen ist hier noch die extra für Karten entwickelte Schrift Cisalpin. Besonderer Augenmerk wurde dabei auf die gute Lesbarkeit kleiner Schriftgrade gelegt, welche besonders häufig in Karten verwendet werden.

Webkarten

Google setzt bei GoogleMaps auf seine Hausschrift Robto. Es ist natürlich verständlich das ein Unternehmen in seinen Karten ebenfalls sein Hausschrift einsetzen möchte um die Wiedererkennbarkeit zu fördern.

Beispielkarte für die Schrift Roboto. Anmerkung: Es gibt keine kursive Variante.

Beispielkarte für die Schrift Roboto. Anmerkung: Es gibt keine kursive Variante.

OpenStreetMap (OSM) setzt auf Noto Sans. Die Entwicklung der Noto Sans wird von Google gefördert, weil es sich dabei um die erste Schriftart handelt die alle weiltweit verwendeten Zeichen abdeckt. OSM nutzt diese Schriftart aus ganz pragmatischen Gründen – um alle Namen in der jeweils regional üblichen Schreibweise und Schriftzeichen darzustellen. Zuvor musste jeweils eine passende Schriftart für bestimmte Regionen eingebunden werden.

Fazit und Bewertung der Beispiele

Die hier gezeigten Beispiele sind mit Sicherheit keine kartographischen Meisterwerke, sie sollen vielmehr die Beispiele für die Wirkung der verschieden Schriftarten in Karten liefern. Aus meiner Sicht ist Roboto nicht wirklich brauchbar, das Schriftbild wirkt nicht schön und es fehlt der kursive Schriftschnitt. Open Sans ist klar und gut lesbar, wirkt aber durchaus etwas starr. Vorteil von Open Sans ist die gute Abdreckung von verschiedenen Zeichensätzen und das es viele verschiedene Schriftschnitte gibt. Classico hat etwa leicht mayestätisches an sich, aber dafür etwas schwieriger zu lesen.

Die hier genannten Schriftarten sollen als Orientierung dienen. Die Entscheidung für oder gegen eine Schrift muss jeweils für die einzelne Karte getroffen werden. Ich hoffe zumindest dem ein oder anderen damit ein wenig geholfen zu haben.