Nach einer anstrengenden Dienstreisewoche stand mir der Sinn nach ein wenig mehr Bewegung. Wohin also? Ins Isergebirge! Wer jetzt an die Isar denkt, liegt falsch. Die Iser ist ein rechter Nebenfluss der Elbe und entspringt in dem nach ihr benannten Gebirge. Dieses ist wiederum ein Teil des Sudentenmassivs und liegt zwischen Lausitzer Gebirge und Riesengebirge. Aber genug der Vorrede, es war ein langer, erlebnisreicher Tag.
Kurz nach 7 Uhr ging es los: Von Dresden nach Liberec und von dort weiter nach Bílý Potok (Weißbach), dem Ausgangspunkt meiner Wanderung. Für ein bisschen Abwechslung sorgte der Schienenersatzverkehr zwischen Mníšek u Liberce und Raspenava. Durch diesen Umstand bekam ich ein paar mehr der wunderschönen Buchenwälder des Isergebriges zu sehen, noch bevor es eigentlich losging. Vom knapp 400 m hoch gelegen Bahnhof ging es dann hinauf auf über 900 m zu den Frýdlantské cimbuří (auf Deutsch wahrscheinlich Friedländer Zinnen).
Zunächst war der Weg breit und gut ausgebaut, dass es gar kein Problem wäre mit einem Geländewagen darauf zu fahren. Nur dann steht man auf einmal vor einer Schräge voller Felsen und fragt sich wie wohl der Weg weitergeht. Nur das war der Weg. Zur meiner noch größeren Überraschung stürmten mir dann auch noch Sportler über diese Stolpersteine entgegen. Wie sich später noch zeigen sollte, glich meine Route in weiten Teilen, der einer Sportveranstaltungen. Mit der sonst so gewohnten Ruhe im Isergebrige war es damit für den heutigen Tag dahin.
Der anstrengende weitere Aufstieg wurde begleitet von dem Rauschen eines nicht sichtbaren Wasserfalls, ehe dann die Felsformation erreicht war. Hier folgte dann noch eine kleine Kletterpartie um zum Gipfelkreuz auf dem vordersten Felsen zu gelangen. Die reichlich vorhandenen Heidelbeeren boten sich als Stärkung an. Schlussendlich bot sich ein toller Ausblick über das Tal und die zurückliegenden Felsformationen.
Weiter ging es in Richtung des Berges Jizera, mir entgegen ein langer Strom von Läufern. Den Startnummern nach zu schätzen, müssen es über 400 Teilnehmer gewesen sein. Das trübte leider etwas die Idylle dieser kargen Landschaft. Die wenigen anderen Wanderer waren dafür an diesem Tag umso gesprächiger. Unterwegs mit der großen Spiegelreflexkamera war ich natürlich ein guter Ansprechpartner um die Familie bei der Rast fotographisch festzuhalten. Lustiger Weise stellte sich nach Beginn der Kommunikation auf Englisch heraus, dass Deutsch von beiden Seiten die bevorzugte Sprache war.
Der Weg auf den Gipfel den 1122 Meter hohen Gipfel des Jizera zog sich lange hin. Teilweise waren die durchnässten Wege von den Läufern überbeansprucht wurden. Am Fuße des Gipfels kam es noch zu einer spannenden Konversation mit einer tschechischen Hobbyfotografin, die ebenfalls sehr gut Deutsch sprach. Nicht nur, dass ich mit ein paar Tipps zum Einkehren versorgt wurde (im nahen Smědava (Wittighaus) soll es ein sehr gutes Gasthaus geben), so erfuhr ich ebenfalls, dass Tschechen eigentlich lieber Schnitzel als Gulasch essen.
Danach war es an der Zeit den felsigen Gipfel des Berges zu erklimmen um das wunderschöne Panorama zu genießen. Zwar war es leicht dunstig, der Blick über die bewaldeten Höhenzüge vom zweithöchste Berg im böhmischen Teil des Isergebirges zum Riesengebrige beeindruckt trotzdem sehr.
Der Gipfel selbst ist nur über eine steile eiserne Leiter zu erreichen, an welcher schon eindeutig der Zahn der Zeit genagt hat. Typisch für das Isergebrige sind Gipfel auf verwitterten Felsformationen, wie der Jizera, die über die bewaldete Hochfläche herausragen. Der fehlende Baumbestand an exponierten Lagen geht auf den Sauren Regen zurück und wurde bewusst nicht wieder aufgeforstet. Dadurch ist für mich die Landschaft noch ein Stück spannender geworden.
Nach dem Abstieg ging es dann zügigen Schrittes Richtung Josefův Důl (Josefsthal) um noch den letzten Zug nach Dresden zu erreichen. Landschaftlich wurde es nun ein wenig langweilig: asphaltierte Straßen und lange gerade Schneisen machen das Wandern nicht gerade unterhaltsam. Die Wasserfälle der Kamenice (Kammnitz) waren da noch mal eine echte Sehenswürdigkeit. Letztlich war ich dann über eine halbe Stunde zu zeitig am Bahnhof angekommen. Aber besser so als andersherum. Schmunzeln ließ mich noch der vermutlich blinde Hund vor der eine Kneipe, der immer noch treu auf der Straße sitzend wache hielt. Der zweite Schmunzler kam dann am Bahnsteig in Smržovka. Es wurde aus dem Lautsprecher der Zug nach Szklarska Poręba (Schreiberhau) in Polen mit den folgenden Worten angekündigt. „The international Passanger Train Os12345 from Liberec to Szklarska Poręba Gorná is now arraving on plattform 2.“ Also ob man hier bei einem Bahnsteig mit drei Gleisen einen Zug verfehlen könnte der aus zwei RegioSprintern besteht.
Noch ein Hinweis für die Wanderfreunde, die gerne mal ins Nachbarland fahren: Mapy.cz ist ein hervorragender Kartendienst mit umfassend Planungsfunktionen für Touren mit den unterschiedlichsten Vehrkehrsmitteln. Davon könnte sich sogar Google und Co noch eine dicke Scheibe abschneiden. Einziger Nachteil ist, dass die Seite nur in Tschechischer Sprache nutzbar ist. Und zu guter letzt noch der Link zur Wandertour mit allem drum und dran auf eben dieser Seite dargestellt.
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