Die Berge Raná (Rannayer Berg) und Oblík (Hoblik) sind besondere Landmarken im westlichen Teil des Böhmischen Mittelgebirges. Eine Besonderheit beider Berge sind die fast unbewaldeten, versteppten Hänge. Auf diesen wiegt sich Ende Mai das Gras im Wind, es zirpen die Schrecken und  blüht in einem Fort als würde man durch einen Steingarten wandeln.  Während der Raná gut besucht ist und rege von Gleitschirmfliegern genutzt wird, herrscht auf dem Gipfelplateau des Oblík Ruhe

Die Anreise erfolgte diesmal mit dem Auto. Von den Bahnhöfen wäre es doch ein ganzes Stück mehr an Weg gewesen allein um Fuß der Berge zu erreichen. Auf diese Weise bekam ich noch mal den Bořeň (Borschen) auf der Anfahrt vor die Linse. Der imposante Fels machte auch meine Begleitung neugierig auf einen Besuch diese Berges. Heute ging es aber erst einmal ins kleine Dörfchen Raná am Fuße des gleichnamigen Berges. Dank der regen sportlichen Nutzung ist hier auch ein großer Parkplatz sowie eine Schenke vorhanden.

Der Bořeň (Borschen) im Frühling.

Der Raná

Der Weg auf den 457 m hohen Raná führt über weitgehend naturbelassene Wiesen auf denen Schafe weiden. Hält man einen Augenblick inne kann man das bunte Treiben der Ziesel auf den Wiesen auf der Ostseite des Berges beobachten. Um die kleinen Tierchen zu erkennen muss man schon etwas genauer hinschauen. Am Wegesrand sieht man immer wieder Eingänge zu deren Behausungen. Für ein ansehnliches Foto nah genug heran zu kommen ist allerdings schwierig. So ist es doch mehr ein Suchbild geworden.

Ziesel auf der Wiese am Raná.

Über den Sattel führt der Weg auf den eigentlich recht unspektakulären Gipfel des Berges, der von einem Windsack für die Gleitschirmflieger gekrönt ist. Diese nutzen die Aufwinde um in die Luft zu steigen. Mancher macht sich den Spaß knapp über unseren Köpfen umher zu sausen. Offenbar hatte meine Kamera noch motivierend gewirkt. Die steilen Hängen sind teilweise noch mit Matten gesichert um ein Abrutschen zu verhindern. Hier sollte man wohl besser auf den Wegen bleiben um diesen besonderen Landschaftscharakter zu erhalten.

Der Blick reicht weit über das Egertal hinweg bis zum Duppauer Gebirge und Erzgebirge. Das dunstige Wetter schränkte die Sicht allerdings deutlich ein. Insgesamt war es doch sehr grell, was auch noch auf den Fotos erkennbar sein sollte. In Verbindung mit einem leichten Wind durchaus angenehm zum Wandern, wenn da nur nicht der Sonnenbrand gewesen wäre…

Der Weg über den Westhang führt über sehr urige Wiesen vom Berg hinweg. Um den Oblík zu erreichen haben wir hier die markierten Wege verlassen und sind über Feldwege und Nebenstraßen weiter gelaufen.

Der Oblík

Der 509 m hohe Berg kann recht gut als Kegelstumpf beschrieben werden. Der Aufstieg über den steilen Hang auf der Südseite durch das wogende Gras mit den wunderschönen Aussichten über den in Serpentinenpfad ist ein besonderes Erlebnis. In der Ferne wird die vorher verborgene Hazmburk (Hasenburg) sichtbar. Auffällig ist, wie dünn besiedelt diese Gegend heute ist, aber immer noch viele Spuren einer Kulturlandschaft zu finden sind. Am Fuße des Berges befinden sich alte Obstplantagen und die Feldraine sind mit dichtem Buschwerk bewachsen.

Das heutige Aussehen dürfte also maßgeblich vom Menschen beeinflusst sein. Um die Artenvielfalt weiter zu erhalten werden die Steppen nach wie vor von Schafen geweidet und Strauchwerk zurückgeschnitten. Das Ergebnis ist ein quasi natürlicher Steingarten, der immer wieder zum Verweilen einlädt. Der Nordhang dagegen ist locker mit Laubwald überzogen und biete eine angenehme Kühle, die nach dem schweißtreibenden Aufstieg sehr reizvoll ist.

Der Ausblick ist noch schöner als vom Raná und lässt fast keine Landmarken des Böhmischen Mittelgebirges aus. ŘípHazmburk, Sedlo und Milešovka zeigen sich von ihrer schönsten Seite. Fast wehmütig steigt man wieder hinab. Am Fuße der Berges gab es doch schon tatsächlich die ersten Kirschen des Jahres direkt vom Baum. Die Plantage macht einen urigen Eindruck, wird aber offenbar in ihrer jetzigen Form erhalten. An einigen Stellen finden sich junge Bäume welche in die entstandenen Lücken gepflanzt wurden.

Wer mal einmal eine ganz besondere Landschaft in Mitteleuropa sehen möchte sollte die Anfahrt nicht scheuen. In Sichtweite ist die schöne Kleinstadt Louny (Laun).  Touristisch ist diese Gegend so gut wie gar nicht erschlossen, was durchaus seinen Reiz ausübt. Allerdings erschwert dies auch die Organisation von Touren.