In letzter Zeit hatte ich mein früheres Hauptreiseziel schon reichlich vernachlässigt. Durch Zufall ergab es sich, dass ein Freund gerne mal Warschau sehen wollte und gewillt war sich für die lange Strecke hinter das Steuer zu setzen. Dadurch ergab sich dann die folgende bunt gemischte Reiseroute mit Zwischenstopps in Posen und Thorn. Zwar war ich überall schon einmal zu Gast, aber es lohnt sich ja immer mal wieder vorbei zu schauen und neue, noch unbekannte Gegenden zu erkunden oder eben die Entwicklung zu beobachten.

Auf dem Hinweg bot sich auf Grund der Verkehrslage die Route über die Landstraßen an und ermöglichte einen Zwischenstopp an der höchsten Jesus Statur der Welt in Świebodzin. Bis her hatte ich diese nur immer aus der Ferne gesehen und war reichlich erstaunt über das doch sehr nüchterne Umfeld. Wer hätte schon gedacht, dass Jesus ausgerechnet über ein Einfamilienhausviertel und ein neugebautes Einkaufszentrum blicken würde?

Die Christus-König-Statue von Świebodzin (Schwiebus)

Der Anblick von der Bahnstrecke war jedenfalls anmutiger als der direkte. Wer genaueres wissen möchte findet bei Wikipedia viele Informationen zur Geschichte dahinter und eine Liste der Jesus Staturen.

Posen

Angekommen in Posen brach bereits dir Dunkelheit herein. Also schnell einchecken und ab zum Fotos machen in die Stadt. Der Marktplatz lag in wunderschönen Licht mit seinen vielen kleine Häuschen und bot sich gerade zu an um ihn abzulichten. Der Weg zur Dominsel zog sich dann doch etwas hin, so dass die Blaue Stunde schon vorbei war. Nichts desto trotz ist die Rückansicht der Kirche ein Schmaus für das Auge. Es mag eine grelle Zusammenstellung sein, die denn noch ihren ganz eigenen Reiz hat.

Der nächste Tag begann mit kulinarischen Genüssen im Einkaufszentrum Stary Browar (Alte Brauerei), das viele architektonische Reize hat. Hier wurde alte und neue Baukunst elegant miteinander verknüpft. Nicht zu verachten ist das angeschlossene Hotel mit seinem durchaus eigentümlichen Namen… Zurück zum Essen: Frühstücken und zu schauen, wie Gebacken und Gekocht wird ist sehr spannend. Wer Zeit hat und interessiert ist sollte hier unbedingt ins LeTARG gehen.

Nach einem kurzen Verdauungsspaziergang war es dann an der Zeit weiter zu fahren. Sicher hat die Stadt noch so manche schöne Ecke zu bieten, die man entdecken kann oder die am Samstag kostenlosen Museen. Aber Thorn kannte ich bisher kaum, daher zog es mich doch sehr weiter.

Thorn

Die mittelalterlich geprägt Altstadt der Hansestadt Thorn ist Weltkulturerbe und deshalb auch gut besucht. Bummelt man durch die Gassen findet man zwar viele Stellen an denen die Bebauung neueren Datums ist, die Struktur hat sich denn noch sehr gut erhalten. Sehenswert ist nicht nur das altstädtische Rathaus welches im 13. Jahrhundert begonnen wurde, dass Geburtshaus von Nikolas Kopernikus sonder auch die sehr ursprünglichen Kirchen. Besonder spannend ist aus meiner Sicht der Dom. Hier sind die verschiedenen Epochen klar erkennbar und ergeben ein spannendes und abwechslungsreiches Gesamtbild. Zwar ist dieses keines Wegs ins sich stimmig, aber genau das macht es auch aus. Wobei die Dimensionen des Kirchenschiffes schwierig zu erfassen sind durch die schiere Höhe.

Bemerkenswert ist ebenfalls die zur Weichsel hin sehr gut erhaltene Stadtbefestigung, welche ein sehr stimmiges Bild mit der Bebauung ergibt. Nicht verpassen sollte man noch den Blick vom Rathausturm, ein Besuch im Lebkuchenmuseum (wir haben leider keine Karten für eine Vorführung bekommen…) und den Blick von der anderen Flussseite. Das Kopernikus Museum ist meiner Meinung nach zu vernachlässigen.

Dafür haben wir uns dafür im Restaurant Manekin gestärkt mit typisch polnischen Naleśniki (Eierpfannkuchen mit unterschiedlichen Füllungen). Die Kette bietet diese zu erstaunlich günstigen Preisen in spannenden Variationen. Hier kommt eigentlich jeder auf seine Kosten.

Warschau

Die polnische Hauptstadt hat einen bewegte Geschichte die sich im Stadtbild sehr stark niedergeschlagen hat. Auf Grund der vielen Hochhäuser auch gelegentlich als „New York des Osten“ bezeichnet hat die Stadt so einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Wobei ich schon einmal vorwegschicken möchte, dass ich nicht so recht für Warschau erwärmen kann. Irgendwie empfinde ich es sehr vieles sehr kühl. Trotz oder vielleicht weil alles mal so ordentlich ausgeräumt ist für polnische Verhältnisse.

Schwer zu übersehen ist der Warschauer Kulturpalast umgangssprachlich seinen Baustil nach als „Stalinstachel“ bezeichnet, bildet dieser quasi das Zentrum der Stadt unweit des Hauptbahnhofes. Auf alten Wegen kann man auf der Neue-Welt-Straße wandeln, welche Teil der Königsstraße ist. Die Richtung Stadtzentrum immer prächtigeren Gebäude enden am ehemaligen Königsschloss. Hier beginnt die liebevoll wiederaufgebaute mittelalterliche Bebauung.

Auf dem Weg dahin passiert man am Präsidentenpalast ein von der neuen Regierung initiiertes Denkmal für den Flugzeugabsturz bei Smolensk. Geschichte geht immer weiter, wenn auch nur erstmal mit kleinen Schritten…

Das Hotel hatte ich ganz bewusst etwas teurer als üblich ausgesucht, dafür gab es auf dem Fenster auch eine besonderen Ausblick. Sich hier nieder zu lassen bot eine wunderschöne Gelegenheit das erlebte noch einmal passieren zu lassen.

Heimfahrt

Die Fahrt zurück nach Dresden ist schnell erzählt: viel Autobahn und Autobahn ähnliche Straßen sowie eine Menge LKWs prägten die Rückfahrt. Zum Abendessen gab es noch einen Zwischenstopp in Wrocław (Breslau). Danach bot sich auf der Autobahn noch ein spannender Ausblick in Richtung Süden. Es zeichnete sich das schneebedeckte Riesengebirge am Horizont vor den blühenden Rapsfeldern ab. Wenn man genau hinschaut kann man sogar die Schneekoppe erahnen.

Blick von der A4 auf den Gebirgszug der Sudeten