Weg zur Kirche der heiligen Barbara.

Weg zur Kirche der heiligen Barbara.

Fährt man mit dem EuroCity Richtung Budapest hält er kaum 20 Minuten nach der Abfahrt in Prag in Kolín (dt. Kolin), einer Kleinstadt an der Elbe. Nur wenige Leute kommen hier auf die Idee aus zu steigen, die Stadt ist ja  kaum bekannt. Was will man hier auch? Man kann hier umsteigen und nach Kunta Horá (dt. Kuttenberg) mit seinem mit UNESCO-Weltkulturerbe fahren. Aber nicht so schnell. Ersteinmal haben wir unser Gepäck in der Unterkunft ab gegeben und schauten uns ein wenig die Stadt an.

Kolín

Der Weg vom Bahnhof zu Altstadt ist nicht weit und in zehn Minuten zurückgelegt. Der Marktplatz ist groß und von prächtigen Häusern umrahmt. Hier sieht man noch die Bedeutung, welche die Stadt einst als Eisenbahnknoten inne hatte. In der Bartholomäuskirche ist gerade Gottesdienst, als wir eintreten, die Beleuchtung ist wundervoll. Im dunklen liegt das Kirchenschiff, erhellt durch einige Leuchter im Mittelgang während der Chorraum in Tageslicht nur so glitzert. Wir gehen wieder und wollen später wiederkommen, um nicht den Gottesdienst zu stören. Als wir später kurz nach Gottesdienstende zurückkehren ist bereits das Licht aus. Schade, aber auch so beeindruckt die Kirche noch und lädt zum umherwandeln ein.

Kutna Horá

Dann geht es auch schon weiter nach Kutna Horá. Hier liegt der Hauptbahnhof (Kutna Horá hl. n.) sehr weit außerhalb, so dass sich die Fahrt mit dem Regionalzug bis zum Stadtbahnhof lohnt. Trotz ein paar Minuten Verspätung klappt alles Reibungslos und wir können losziehen um die alte Siberbergbaustadt zu erkunden.

Das Städtchen an sich ist sehr gemütlich, ein paar kleine Gassen winden sich auf einen Bergrücken. Vom Bergbau an sich sieht man keine Spuren, nur das Museum erinnert daran. Einst war es die zweitgrößte Stadt Böhmens, bis in der Zeit der Hussitenkriege der Niedergang seinen Anfang nahm. Im 16. Jahrhundert waren die Silbervorkommen abgebaut und die Stadt verlor endgültig ihre Bedeutung.

Heute zieht der Dom der heiligen Barbara die Touristen in die Stadt. Recht versteckt findet man am Stadtrand eine beeindruckende gotische Kirche, die ihres gleichen in der Tschechien sucht. Die kühne Konstruktion hätte auch gut in Frankreich stehen können, nur dort eben ein paar Nummern größer.

Allein die Kirche lohnt schon allein den Besuch des Ortes. Hell erleuchtet durch viele bunte Fenster liegt die Decke in weiter Ferne. Die Dachkonstruktion wurde zwischenzeitlich geändert, wobei man dann im 19. Jahrhundert wieder die ursprüngliche Variante wiederherstellte, welche der Kirche ihr einmaliges Aussehen gibt. Das hier ein kleiner Eintritt verlangt wird schmerzt nicht wirklich, dafür bekommt man einiges zu sehen. Für ein paar Cent darf man auch auf die Empore steigen. Wir bezahlen schmunzelnd und fragen uns, ob die Einnahmen wenigstens die Lohnkosten für das Abkassieren decken. Dafür kann man von oben auf die Orgel schauen und ist der Decken mit ihrem Fischgrätengewölbe noch ein Stück näher.

Zurück zum Bahnhof laufen wir, nicht nur weil wir etwas Zeit haben, auch weil noch eine etwas morbide Sehenswürdigkeit unweit des Weges zu finden ist. Das Sedletz-Ossarium. Um es kurz zu machen, man kann aus menschlichen Knochen sicherlich allerlei Dinge herstellen, nur die Einrichtung einer Kapelle ist dann doch schon etwas gruslig. Hollywood war natürlich auch schon da. Da der umgebende Friedhof überbelegt war, hat man die Gebeine nach einiger Zeit wieder ausgegraben und gesammelt. Das an sich war und ist nichts besonders. Nur das was man eben daraus gemacht hat. Grund für die zahlreichen Bestattungen war eine Hand voll heiliger Erde aus Jerusalem die ihren Weg hierher im 15. Jahrunder fandt. Jeder wollte hier beerdigt werden und so kamen die Toten von nah und fern.

Pardubice

Am nächsten Morgen geht es weiter mit dem Zug nach Pardubice. In den größeren Bahnhöfen in Tschechien wird immer eine für die Region typische Melodie abgespielt bei der Ansage zur Ankunft eines Zuges. Hier ist sie recht beschwingt und nicht so getragen, prächtig wie das Vyšehrad-Motiv von Smetana in Prag. Die lange Bahnhofshalle ist dekoriert mit Fotos von Sehenswürdigkeiten und Bahnhöfen in der Region.

Bis in die Innenstadt ist es ein ganzes Stück, wir entscheiden uns aber trotzdem dafür zu laufen. Auffalend sind die Oberleitungen für den O-Bus die sich wie ein Spinnennetz durch die Stadt zieht. All zu viel lässt die Umgebung des Bahnhofs nicht erwartet, aber umsomehr ist man dann überrascht, wenn man auf dem Marktplatz tritt. Die Touristeninfo versorgt einen mit einem Stadtplan und einen kleinen Informationsheften zur Stadt. Vorbildlich.

Versteckt im Grünen liegt das Schloss von Pardubice. Über den Hof spazieren Pfauen und schlagen ihr Rad. Wohl mehr zur Aufmerksamkeit der menschlichen Besucher, als der eigentlich Angebeteten. Nach einer Umrundung der Anlage zieht es uns wieder zurück an den Marktplatz.

Für unser Mittagessen viel die Wahl auf die „Kavárna Evropa“. Die resulute Bedienung quasselt uns erstmal voll, ehe wir ihr mitteilen können, dass wir sie leider so nicht verstehen. Sie verschwindet zu unserer Verunsicherung um dann nach einigen Minuten mit einer Deutschen und Englischen Version der Karte wieder zu kommen. Danach klappt alles weitere, die Portionen sind groß, es schmeckt ausgezeichnet (auch wenn Rinderzunge mit Pflaumentunke und Kartoffelbrei erst einmal merkwürdig klingt) und man schämt sich am Ende für das was man nur bezahlt. So besteigen wir wieder den Zug und lassen uns wohlgenährt nach Hause schunkeln.