Es ist ja nicht so, dass ich das erste Mal in Nürnberg gewesen wäre. Nein es war schon bestimmt das fünfte Mal! Irgendwie hatte ich dann immer Pech, mal war grau-in-grau, mal schüttete es oder eine Verspätung ließ meine nutzbare Zeit zusammenschrumpfen. Doch bei diesem Besuch hat es geklappt ein paar schöne Foto von der alten Reichstadt zu machen.
Der Stadtführer stellte einmal die nach historischem Vorbild wiederaufgebaute Altstadt als eine Besonderheit Nürnbergs heraus. Auf dem Gebiet der „alten“ Bundesländer mag das ja durchaus zutreffen, blick man hingehen nach Polen ist das gar nicht mal so selten gewesen. Besonders ist aus meiner Sicht eher wie man es getan hat: im Wesentlichen hat man die Grundrisse der Häuser erhalten und nach dem Zeitgeschmack wiederaufgebaut. Besondere historischen Gebäude hat man oftmals wieder originalgetreu rekonstruiert. Auf diese Weise ist eine bunte Mischung entstanden, die manchmal anspricht, an bestimmten Punkten aus meiner Sicht aber auch verstört. Als Beispiel möchte ich hier das Albrecht-Dürer-Haus anführen.
Schneidet man das Bild knapp zu erzeugt man den Eindruck eines geschlossenen mittelalterlichen Stadtensembles. In der Realität wirkt das Haus ein bisschen wie ein außerirdisches Objekt neben den neu gebauten Häusern links. Man kann argumentieren, dass es nun mal die Entwicklung wiederspiegelt und alles andere Disneyland Charakter hätte. An der Wirkung ändert das allerdings nichts. Das kann aber auch genauso gut daran liegen, dass ich den leicht morbiden Charme Osteuropas doch sehr lieb gewonnen habe.
Nicht umsonst gefällt mir wohl deshalb der westliche Teil der Altstadt Nürnbergs am besten. Hier hat sich am meisten historischen Bausubstanz erhalten. Hier befindet sich unter anderem der Kaspar-Hauser-Platz. Der rätselhafte Junge wurde hier zum ersten Mal bemerkt. Wo genau ist mit einer Gedenktafel an einem wunderschönen Fachwerkhaus dokumentiert. Die nahe Brücke über die Pegnitz bietet ebenfalls romantische Ansichten, die ganz Unverbaut sind und zum Verweilen einladen.
Zurück zu den bekannteren Sehenswürdigkeiten: ebenfalls zum ersten Mal habe ich die Reichsburg Nürnberg erklommen um in der Abendsonne den Blick über die Altstadt schweifen zu lassen. Dabei wurde ein interessantes Detail sichtbar: die Lorenzkirche war wohl deutlich größer geplant. Der Chor wirkt deutlich überdimensioniert gegenüber dem Kirchenschiff. Da ist wohl den Bauherren das Geld ausgegangen. Schade eigentlich. Aber ansonsten hätte sich wohl nie die mittelalterliche Stadt Nürnberg erhalten können, wäre nicht ein drastischer Einschnitt in der Zeit des 30-jährigen Krieges passiert, der die florierende Reichsstadt in die Bedeutungslosigkeit trieb. Einst wurden hier die Reichskleinodien aufbewahrt, weil die Stadt als uneinnehmbar galt. Erst mir der industriellen Revolution kam wieder der Aufschwung zurück. Noch ein Gedanke zu den Kirchen – die beiden Teile der Altstadt werden durch die Pegnitz geteilt und sind nach den beiden Hauptkirchen benannt in Lorenz und Sebaldus.
Zu guter Letzt möchte ich noch ein paar fotografische Kleinodien präsentieren. Hin und wieder sind mir in der Stadt Erker aufgefallen. Durchaus schöne, aber manchmal wirken diese genauso wie das Albrecht-Dürer-Haus: ein bisschen fehl am Platze. Die Baustile passen einfach nicht zusammen, wie auch beim Schönen Brunnen und dem Blick auf die Lorenzkirche. Für meinen Geschmack wirkt es sehr kühl und abweisend. Aber Nürnberger dürften das wohl anders sehen. Jeder mag eben doch seine Stadt wie ich eben Dresden mit seiner rekonstruierten Altstadtkulisse rund um die Frauenkirche mag. An manchen Stellen ist ja auch scheinbar alles Original, mal von einem Baukran abgesehen.
Genug der Gedanken zu Baukultur. Ich werde sicher wiederkommen. Eigentlich hätte ich mir ja Nürnberger Lebkuchen mitnehmen können. Die gibt es immer in wunderschönen Dosen zu kaufen – aber keine Sorge, ich esse die auch gerne!
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